Hallihallo liebe MitpatientInnen... *g*


Auch ich bin jetzt Mitglied im Club der "Bestrahlten".
Obwohl ich mit meinen Augenwerten zur Randgruppe der mit LASIK Therapierbaren gehörte, ist das Ergebnis schon der Hammer.

Meine Werte:
RA: sph -8 Dpt., Zyl -1,25, A26, Pachymetrie (Hornhautdicke): 591 mikrometer
RA: sph -8 Dpt., Zyl -1,25, A160, Pachymetrie (Hornhautdicke): 595 mikrometer
Die OP wurde am 26.07 an einem sonnigen Montag von Prof. Dr. Knorz und seinem Team in Mannheim ausgeführt.

Werte einen Tag nach der OP: Links und rechts +1 bei 40 bzw. 50 % Sehschärfe, Eine Woche Später +0,5 und +1 bei 70 bzw. 90 % Sehschärfe. Ich scheine ein Rechtsäuger zu sein.

Im Vorfeld wurden etliche Untersuchungen gemacht, allem Anschein nach so ziemlich alles was in Frage kommt, in meinem Fall auch noch eine Aberrometrie (o.ä.), bei der die Brechkraft des Auges an 50 verschiedenen Stellen gemessen wird, um das Ergebnis zu optimieren. Bietet sich vor allem bei einer hohen Dioptrienzahl an.

Nach dem Umzug ins Haus 3 des Mannheimer Uniklinikums ist die LASIK-Abteilung in geschmackvoll eingerichteten, grosszügigen und hellen Räumlichkeiten untergebracht, mit einem für Patienten - und die es werden wollen - netten Detail: Das Wartezimmer ist nur durch ein bis an den Boden gehendes Fenster vom OP getrennt, in dem man auf einem Bildschirm deutlich sichtbar verfolgen kann, was da vor sich geht. Da eine solche Operation nicht mal eine halbe Stunde dauert, kann man sich einige Operationen zu Gemüte führen, entweder um sich selbst dazu zu entschliessen, oder um sich die Zeit vor dem eigenen Eingriff zu vertreiben.

Um die eigene Nervosität vor dem Eingriff nicht unnötig anzufüttern, haben sich bei mir 2 Dinge als nützlich erwiesen. Zunächst war ich am Tag der OP bis etwa 03:00 auf einer Party. Natürlich sollte man sich nicht ausser Gefecht saufen, ich habe auf Alkohol vorsichtshalber mal ganz verzichtet. Es ist aber sicher ratsam, nicht zuviel Energie zu haben, mit der man sich stressen kann. Am nächsten Tag ist es zweckmässig, sich rechtzeitig zum Ort des Geschehens zu begeben, Hektik stört da etwas. Ist man wohlbehalten am "Tatort" eingetroffen, sieht man zunächst einmal ein leicht bevölkertes Wartezimmer, schliesslich gehört zu jedem Patienten eine Begleitperson. Nachdem man seine Ankunft bei dem trotz allem Stress wahnsinnig freundlichen und sehr symphatischen Personal verkündet hat, kann man sich erstmal dem Kaffeeautomaten zuwenden, oder einem Wasserspender, je nach Belieben. Die Zeit vor dem Eingriff ist für viele Patienten ein Quell beständiger Nervosität. Das ging mir ähnlich, allerdings gibt es da ein paar kleine Gedankengänge, die, wenn man sie etwas betrachtet, Nervosität ziemlich obsolet werden lassen.

Erstens: Man ist freiwillig da, hat alles für und wieder abgewogen, hat einen ganzen Haufen Geld hingeblättert, kennt die Risiken. Das ist bei den vielen Patienten, die man auf den Fluren mit anderen Problemen herumlaufen oder -rollen sieht, ganz anderst ! Alleine diese Sichtweise hat mir schon nahezu glaubhaft untersagt, innerlich rumzujammern. Sicher gibt es Risiken, aber wer mit dem Auto zur Behandlung fährt, oder gefahren wird, lebt meines Erachtens nach gefährlicher als jene Person, die gerade operiert wird.

Zweitens kann man den Mädels, die geduldig die ganzen Untersuchungen machen, und dem Prof, wenn er nicht gerade operiert, Fragen stellen, und so ziemlich alle Unklarheiten beseitigen. Drittens hat man auch sonst allen Anlass zu einer positiven Herangehensweise. Man kuriert hier keine Krankheit, sondern verändert sein visuelles Verhältnis zur Umwelt. Das kann ich jetzt natürlich nur aus meiner Sicht darlegen, aber... Mit 8 Dioptrien minus hatte ich eine Bildverkleinerung, mit jeder stärkeren Brille wurde meine Umwelt kleiner, der Boden entfernte sich immer mehr, und nicht nur der. Man merkt auch, dass wenn man mal versucht hinter die Brillengläser eines Kurzsichtigen zu schauen, man die Augen nicht so sieht, wie sie sind, sondern eben viel kleiner. Sprich: Man weiss wozu man da ist, hinterher noch besser als vorher. Nichtsdestotrotz bekommt man etwa ne halbe Stunde/Stunde vor dem Eingriff 2 Tabletten, eine Entzündungshemmende und eine Beruhigungspille. Da mein Wohnheim von Leuten bevölkert ist, die gerne und viel kiffen, und ich diese Leidenschaft nicht teile, habe ich eine deutliche Abneigung gegen bewusstseinsverändernde, speziell gegen ruhigstellende (bewusstseinstötende) Substanzen entwickelt, daher habe ich die Beruhigungspille als Andenken behalten, ich füchte aber sie hat sich schon in der Waschmaschine aufgelöst. Nachdem man nach der Pilleneinnahme noch ein Weilchen im Wartezimmer verbracht hat, darf man seine Brille abgeben (vielleicht nochmal zum Abschied durchgucken), und wird in einen Vorbereitungsraum mit drei bequemen Liegestühlen verfrachtet. Dort wird das Auge und die Umgebung desinfiziert, die Umgebung mit etwas Jod, das Auge mit irgendwelchen Tropfen, die kaum brennen (weniger als Jod jedenfalls). Dort trifft man auf andere PatientInnen, also auf die Person die vor- und nach einem dran ist.

Nach nicht ganz einer weiteren halben St. (nach Empfindung, nicht gestoppt...*g*) gehts dann in den Laserraum, wo man es sich auf einer netten Liege bequem macht, und den Kopf in eine Form legt, die ihn vernünftig positioniert. Dann wird ein Auge (das Rechte zuerst in meinem Fall) mit Tropfen betäubt. Das Auge muss man geschlossen halten, sonst... weiss ich auch net. Augen zu und durch. Was nun kommt, ist etwas confusing, denn zunächst sieht man ja ohne Brille schon nicht viel. Nun wird der verbleibende Sichtbereich aber auch noch mit weisser Folie abgedeckt, was der Sauberkeit wegen aber sein muss, nur noch das behandelte Auge wird nach dem Verpacken rausgucken. Mit dem sieht man aber nicht viel, weil man ja vorher fehlsichtig ist, solange der Flap offen ist, sieht man den roten Pixelpark des Trackinglasers und weisses Licht, und nach der Behandlung und dem Zuklappen wird dieses Auge ja wieder verdeckt. Man sieht noch am meisten, bevor der Flap geschnitten wird. Was man also wahrnimmt, sind die Gespräche des routinierten Augen-OP-Teams, und vor allem die Präsenz der jungen Dame, die dafür sorgt dass man sich nicht allzu verloren vorkommt. Dieser Beistand ist sehr nett und positiv, auch wenn man gute Nerven hat. Wenn man sich dann noch auf seine eigene, ruhige Atmung konzentriert, ist die ganze Geschichte weitaus angenehmer als ein Besuch beim Zahnarzt. Nachdem man es sich gemütlich gemacht hat, und alles soweit vorbereitet ist, werden die Wimpern mit Klebefolie vom Schauplatz ferngehalten, danach die Augen mit Klammmern offengehalten. Da man dann ja nicht blinzeln kann, werden die Augen vom Operateur feucht gehalten, man muss also gar nicht blinzeln - wieder Arbeit gespart. Die Wimpern reissen später beim Abtrennen vom Band nicht ab - keine Sorge. Hernach wird ein Metallring auf das Auge gelegt, was einen leichten Druck verursacht, und dann das Auge in die richtige Position zum Schneiden gesaugt. Man tut sich und allen Beteiligten einen Gefallen, beim Aufsetzen vom Ring und später einfach nur geradeaus zu gucken. Bei einem Patienten, der nur - nunja - entnervt nach oben sah, hat es halt etwas länger gedauert, bis der Operateur das Auge fixieren konnte. Ist das Auge dingfest gemacht, wird das Mikrokeratom angesetzt. Diese Stelle fand ich belustigend, weil sie mich sehr an ein Werk von Salvador Dali erinnerte, in dem eine Rasierklinge durch ein Kuhauge gezogen wird, um die Leute zu schockieren. Hier passiert das gleiche, nur präzise, und mit anderen Absichten... die Analogie fand ich in meiner Situation sehr unterhaltsam. Vom Schnitt merkt man schon etwas, es vibriert und kitzelt in der Augenhöhle, man spannt sich unweigerlich etwas an, was durch Streicheleinheiten der stillen Wächterin aber dicke kompensiert wird. Das Schneiden geht schnell, ich würde jetzt schätzen so in etwa 2-3 Sekunden. Mit einem kleinen Werkzeug, das in etwa aussieht wie eine winzige Mikrokelle wird der Deckel dann gelupft, und hochgeklappt. Der rote Punkt wird zum Pixelwunder. Nach einem weiteren Augenblick startet die Arbeit des Excimerlasers, der vom Sound her etwas an eine Haustürklingel erinnert. Er macht sich auch sonst sinnlich bemerkbar, nicht sichtbar, aber die Laserpulse verursachen ein minimales Klopfen, das man gut wahrnehmen kann, wenn man drauf achtet. Dieses Prozedere ist etwa in 2 Minuten erledigt, das Auge wird gespült, und der Deckel wird wieder aufgelegt und sorgfältig geradegezogen. Ist wichtig, damit keine Falten drin sind. Von da an sieht man mit dem Auge im Grunde schon einiges, da aber unmittelbar über dem Kopf die Apparatur ist, und dieses Auge dann ja wieder abgedeckt wird, muss man sich noch etwas gedulden. Dann wird das nächste Auge getropft, und der zweite Eingriff vom OP-Team vorbereitet. Zu dem Zeitpunkt hat man sich an den Schnitt durch die Hornhaut ja schon fast gewöhnt, aber man ist so im Stillen dann doch froh, kein Insekt mit >500 Augen zu sein. Ist die zweite Runde zu ende, ist die Sache im Grunde genommen fertig. Das erste was ich ohne Brille recht scharf gesehen habe war die Assistentin des Operateurs, was beim Team um Prof. Dr. Knorz in jedem Fall ein sehr nettes Erlebnis ist.
;- ))) Man wird nun mit einer Sonnenbrille versehen, damit nichts ins Auge reinfliegt, ausserdem ist man schon ein wenig lichtempfindlich.

Für die ersten drei Stunden nach der OP ist es zweckmässig, sich ein paar Audiobooks o.ä. bereitzuhalten, ich habe zu "Über das Glück" von Hermann Hesse gegriffen, schliesslich hat er ja seinen 125sten, und dessen Biografie. Nach Beethovens Drittem hatte ich genug vom Rumhängen, und ging zur Feuerwehr - also... net zum Löschen, nur rumsitzen, 5-6 Stunden nach der OP. So richtig scharf sieht man noch nicht, aber bei mir hatte der deutlich ausgeprägte Tränenfluss da schon aufgehört. Die Symbole auf der Stereoanlage konnte ich noch nicht erkennen. Die Klaviertastatur erschien noch sehr unscharf. Am nächsten Tag war der Diskant und der Bass schon scharf zu sehen, in den folgenden Tagen wanderte etwa eine Oktave pro Tag in den scharfen Bereich. Am Tag nach der OP habe ich mir ne Oakley zugelegt (kein "Prestige-Muell", die Dinger taugen echt was), meine erste Sonnenbrille in 24 Jahren. Eine ganz neue Perspektive , bei krasser Sonneneinstrahlung nicht mehr die Augen zukneifen zu müssen, alles zwar dunkler, aber in Echtfarben zu sehen, und dazu noch doppelt so gross wie in den 10 Jahren zuvor ! Eine Woche Später sehe ich die Dinge jetzt schon ziemlich scharf, auch kleine Schrift ist am Laptop kein Problem mehr. Man ertappt sich immer wieder, seine Brille zu suchen. Man stellt fest, dass sie an Orten nicht liegt, in denen man sie vorher nie gesehen hätte. Dann fällt einem ein... Brille ? Wozu eigentlich ne Brille ? Das Famose ist: Man hört auch besser. Klingt komisch, aber ich müsste mich schon täuschen, wenns nicht so wäre.

Was bleibt, sind die Halos.

Das mit den Halos ist in meinem Fall mit -8 Dioptrien schon recht stark ausgeprägt, man sieht alle punktuellen Lichtquellen wie mit Effekten von Adobe Photoshops "Lense-Flare", also strahlenförmige "Sonnenstrahlen" um jede Lichtquelle in der Dunkelheit. Diffusere Lichtquellen, bei denen das Licht mehr gestreut wird, also z.B. Strassenlaternen mit Milchglasmantel, haben eher sowas wie "luminousity", als wenn die Luft um die Lichtquelle ein Eigenleuchten aufweisen würde. Ich finde die Effekte nun zufälligerweise recht schön, vor allem Strassen in der Altstadt bekommen so irgendwie einen besonderen, impressionistischen Flaire. Autofahren im Dunkeln sollte man aber in meiner Situation kategorisch vergessen. Was helfen einem getunete Augen, wenn sie jemand vom Armaturenbrett kratzen muss ? Das lässt man dann wohl lieber.

Noch eine Sache, die ich gesondert betonen möchte.... die Jungs und Mädels in Mannheim machen sich echt einen Riesenhaufen Arbeit, und die machen sie sehr gut. Es wäre mir unbegreiflich, diesen Service in Anspruch zu nehmen, ohne die nette Behandlung durch die lieben Leute auch zu wuerdigen. Sicher - der Eingriff kostet viel Geld. Aber eine Zimmerpflanze oder ein Sträusschen Blumen, die die Abteilung und damit den Arbeitsplatz schöner macht, kosten nicht die Welt, und wären ein Beispiel für eine Anerkennung.

Update - Stand am 3 November 02:
Halos haben subjektiv etwas nachgelassen, dafuer bin ich nun Dioptrien-maessig etwas im negativen Bereich angelangt, Vom Gefuehl her so etwa 1 Dioptrie, die Sehschaerfe ist aber noch ziemlich veraenderlich, je nach Kreislaufzustand. Klingt komisch - aber viel Wasserzufuhr scheint das Bild zu verbessern.
Es bleibt natuerlich dabei: Alk bewirkt das Gegenteil ;- )


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